Buchempfehlung "Wenn Papa jetzt tot ist, muss er dann sterben?"

Ralph Caspers

Wenn Papa jetzt tot ist, muss er dann sterben?

Verlag Bastei Lübbe AG, München 2020

 

Schon der Titel dieses wunderbaren Buches zum Thema Kindertrauer vermittelt dem Leser, dass Kinder anders trauern, anders empfinden als Erwachsene.

„Meist kommt der Tod überraschend. Dann wissen wir nicht, wie wir mit der eigenen Trauer umgehen sollen. Und erst recht nicht, wie wir Kindern beistehen können.“ (Caspers, R.: S.21)            

Der Untertitel „Wie wir Kindern in Trauer helfen können“ macht die Intention des Buches deutlich.

Und im Klappentext heißt es: „Ralph Caspers zeigt, wie wir unseren Kindern diese schwere Zeit etwas leichter machen können, um sie am Ende wieder glücklich durchs Leben gehen zu sehen.“

Genau darum geht. Das vorliegende Buch versteht sich nicht als Rezeptbuch, das kann es auch nicht geben, wohl aber als Handbuch, das eine Anleitung für das Verhalten Erwachsener gegenüber trauernden Kindern und Jugendlichen sein kann.

Nahezu hundert Fragen leiten, einem Inhaltsverzeichnis ähnlich, den Leser durch den Trauerdschungel.

Da gibt es im ersten Teil Notfallpläne.

Eine Fragestellung dazu formuliert Caspers beispielsweise so: Was sage ich bei einem Todesfall zu einem Kind (oder Jugendlichen)? Caspers, R. S.25)

Der Autor antwortet: Seien Sie ehrlich. Damit ist gemeint, dass die Kinder aufrichtig und klar über den Tod, das Sterben und die bevorstehende Beerdigung informiert werden. Keine Umschreibungen wie: Mama ist eingeschlafen oder Familie X. hat ein Baby verloren. Caspers erläutert, welche Fantasien in der kindlichen Seele bei solchen Umschreibungen sich ihren Weg bahnen.

 

Im zweiten Teil gibt es Informationen für konkrete Beziehungssituationen.

Unter dem Leitgedanken Ein Elternteil verstorben. Was können Sie tun? finden wir beispielsweise ganz konkrete Hinweise, wie man mit Kindern sprechen kann, wie man auf deren unerwartete Trauerreaktionen (Wut, Verzweiflung, Regression, Verstummen…) reagieren kann und was man mit Kindern/Jugendlichen tun kann: Malen, schreiben, basteln, trommeln, gemeinsam in Bewegung kommen, lauten hier die Anregungen.

 

Im 3. Teil geht es dann um Häufige Fragen und weitere Informationen.                                          

Die folgenden Leitgedanken können vermitteln, was hier beispielsweise wiederum ganz konkret angesprochen wird:

Was passiert bei und nach dem Tod mit dem Körper?

Wie lange dauert Traurigsein?

Gibt es eine Seele? Wo ist die dann?

Trauern Tiere auch?

 

Was dieses Buch so wertvoll für die Kindertrauerbegleitung macht, ist, dass nichts für Kinder Wichtiges und sie Berührendes ausgespart wird, dass es keine Tabus gibt. Alle Fragen sind erlaubt, sie werden nicht bewertet, sondern ehrlich und klar beantwortet. Es gibt Hinweise, was in Trauersituationen zu Kindern gesagt werden kann, aber auch, und das ist wichtig, was man ganz und gar nicht sagen soll.

 

Der Autor, Ralph Caspers, wir kennen ihn als Moderator der „Sendung mit der Maus“ oder bei „Wissen macht Ah“, beweist mit dem vorliegenden Buch, dass er sich einfühlen kann in kindliche Trauersituationen, die richtigen Worte findet und sie mutig und achtsam zugleich für  Kinder und Erwachsene für einen Notfallplan kartiert.

( Eine Empfehlung von Christa Johanna Gundt) 

 

 

Buchempfehlung " Heitere Himmel"

Stefan Weiler

Heitere Himmel

Über Liebe, Trauer und das Paradies

Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2022

16.00 Euro

Der Tod ist nicht das Ende.

Er ist der Anfang unserer Erinnerung.

Aus: Stefan Weiler, Klappentext

Nun ist es da, das neue Buch von Stefan Weiler. Es trägt den Titel „Heitere Himmel“. Im Untertitel wird deutlich, um was es gehen wird, nämlich um Liebe, Trauer und um das Paradies. Bislang kennen wir den Kirchenmusiker, den Musikpädagogen, den Autor Stefan Weiler aus seinem Buch „Letzte Lieder: Sterbende erzählen von der Musik ihres Lebens.“ Die Geschichten in diesem Buch zeigen den Wert und die Kraft  der Musik im Leben und im Sterben in aller Vielfältigkeit.

Mit dem nun vorliegenden Buch hat sich der Autor den Trauernden, den „Weiterlebenden“ zugewandt. Obwohl es ein Buch über die Trauer ist, gibt es immer wieder Passagen, die von Heiterkeit geprägt sind – „Heitere Himmel“ eben. In den Monaten des Jahres wandert der Leser in den Geschichten durch die Facetten eines Trauerjahres. Es gibt den tiefen Schmerz der Trauernden, die Verzweiflung aber auch oft in dem Geschehen um Tod und Beerdigung unfreiwillig komische Begebenheiten, „bewegend und unverkrampft“ erzählt. Das Buch versteht sich nicht als Rezeptgeber für Trauernde, wohl aber gibt es „Lektionen zur Trauer“, die darstellen, was bedacht werden sollte und was in Zeiten von Tod und Trauer nicht gut tut.

Dazu schreibt Stefan Weiler:

Das eigentliche Tabuthema ist die Trauer. Man würde ja darüber reden. Aber wie? Auch Trauer begleitet dich überallhin. Sie rennt hinter dir her, tippt dir auf die Schulter oder haut dir in die Magengrube und verlangt, dass du dich ihr stellst. Schwer, sie zu ignorieren. Für Angehörige ist sie unangenehm. Sie fordert. Man will sie lindern, aber sie stellt Fettnäpfchen auf, in die man in bester Absicht hineintappt, wenn man Trostworte sucht, aber nur Phrasen findet. (S.6/7 ebd.)

Kluge, berührende Einsichten, wichtige Impulse und Gedanken und gelegentlich auch Ratschläge, die keine Ratschläge sein wollen, sondern sich aus der Tiefe des Mitempfindens für trauernde Wanderer und deren Gefährten entwickeln.

Dazu führt Stefan Weiler aus:

In der Trauer der anderen sind wir immer nur Gast. Allein in der eigenen sind wir zu Hause.                                Trauer darf kein Tabuthema bleiben. Sie erlaubt es nicht, sondern stößt uns in ein Meer von Gefühlen. Jedes offene Wort kann ein Rettungsboot sein und leider auch einen neuen Sturm entfachen, der uns taumeln lässt. Aber wenn wir sie totschweigen, gehen wir sicher unter. Reden wir also über unsere Trauer und lernen sie kennen, denn sie ist die dunkle Schwester der Liebe.      (S.8 ebd.)

Heitere Himmel, ein Buch über die Trauer. Aber dort verweilt es nicht durchgängig, immer wieder wird dem Leser ein Blick ins Paradies, in den heiteren Himmel, eröffnet. Deshalb kann es gelingen, dieses Buch mit Freude zu lesen.

Ein solches Lesevergnügen wünscht ihnen von Herzen die Hospizgruppe Billerbeck