Die Brüder Löwenherz
Astrid Lindgren
Oetinger Verlag, Hamburg
238 Seiten, 15 Euro
Die Brüder Jonathan und Karl Löwenherz unterscheiden sich sehr voneinander. Dennoch verbindet beide eine tiefe Zuneigung. Da ist zunächst der ältere, kluge, strahlend schöne, mutige Jonathan, der beim Brand des Hauses seinen kranken Bruder Karl, auch Krümel genannt, aus den Flammen rettet und selbst dabei umkommt. Bevor Jonathan stirbt, flüstert er seinem Bruder zu: „Wir sehen uns in Nangijala, ich warte dort auf dich.“
Nach Krümels Tod treffen sie einander tatsächlich wieder, in jener anderen Welt in Nangijala im Kirschtal. Zunächst ist es dort so, wie man sich eine jenseitige vollkommene Welt vorstellt. Krümel ist gesund, er kann seine Beine gebrauchen. Er kann reiten, tollen, spielen und glücklich sein wie nie zuvor. Nach kurzer Zeit wird allerdings klar, dass es auch in Nangijala Unglück und Böses gibt. Die Menschen im Heckenrosental leben unter schrecklichen Herrschaft und Tyrannei von Tengil. Mit seinen Tengilmännern hält er die Menschen in Angst und Unterwerfung. Die Tengilmänner erledigen ihre furchtbringende Arbeit mit Hilfe eines Verräters aus dem Kirschtal. Ihn aufzuspüren und Wege zu finden, gegen das Schreckliche zu kämpfen und es schließlich zu besiegen, wird für Jonathan Krümel und deren Freunde zu einem aufregenden, tiefbewegenden Abenteuer.
Die Gefährlichkeit dieses Unternehmens wird überdeutlich im Kampf gegen Tengils schrecklichste Waffe, dem Lindwurm Katla, der seit Urzeiten im Karmafall haust und nur Tengil gehorcht.
Der Kampf gegen Katla und gegen alle Tyrannei endet siegreich. Jonathan hat sich beim Kampf jedoch Verletzungen durch Katlas Feueratem zugezogen, die ihn komplett lähmen.
Nur in Nangilima kann er Heilung erwarten. So müssen die Brüder am Ende noch einmal eine Welt, in der sie ihre Aufgabe erfüllt haben, verlassen. Krümel überwindet seine Angst, er nimmt Jonathan auf den Rücken und gemeinsam springen sie dem Licht von Nangilima entgegen.
Kommentar zur Auswahl dieses Buches für die Kinder der Klassen 2a und 2b:
Bei einem Gang über einen Friedhof wurde Astrid Lindgrens Blick von einem Grabstein angezogen, auf dem stand:
Hier ruhen die beiden Brüder…
Die Inschrift hatte sie unendlich bewegt und in ihrem Inneren den Grundstein für das Buch „Die Brüder Löwenherz“ gelegt.
So hat Astrid Lindgren ein Buch geschrieben, welches mit großer Sprachkraft vom Leid, von Tyrannei, von Mut und Überwindung erzählt. Der Leser wird zutiefst gefangengenommen von den Erlebnissen der Brüder Löwenherz. Er leidet mit, hofft mit, freut sich mit und gewinnt nicht zuletzt selbst an Kraft und Mut. Das Buch zeigt, dass die Überwindung des Bösen, dass Angst, Schrecken und Barbarei nur in der Liebe und der Wertschätzung der Menschen untereinander zu überwinden sind. Die im Menschen innewohnende Unzulänglichkeit, Feigheit und Angst können nur in der tapferen Auseinandersetzung mit dem Bösen bekämpft werden. Nicht durch Wegsehen, sondern durch Hinsehen kann Widerstand gelingen.
Ein wichtiges Buch für Kinder und Erwachsene, denn es hilft, Orientierung an menschlichen und mitmenschlichen Werten zu finden.
Christa Johanna Gundt